Ich kämpfe mit Erwartungen an Elternschaft, die von allen Seiten an mich herangetragen werden. Die traditionellen Geschlechterrollen, finde ich natürlich wesentlich schlimmer, aber auch linke, feministische Normen stressen mich oft. Verinnerlicht habe ich leider beide Rollenerwartungen – doppelt anstrengend manchmal.
Sobald ich schwanger war, ging es los mit den traditionellen Rollenbildern: Ich wurde in der Geburtshilfe oder beim Anruf bei der Krankenkasse als „die Mutti“ adressiert – stereotype Mutterschaftsbilder inklusive. Es wurde ständig angenommen, dass ich diejenige sein würde, die sich primär ums Kind kümmern wird. Kurz nach der Geburt, als ich auf der Straße unterwegs war, fragt mich eine Nachbarin ehrlich überrascht, wo ich denn mein Baby gelassen hätte. Eine Frau im Wochenbett, die ohne Baby unterwegs ist, ist mindestens eine Kuriosität. Zur Hälfe war ich stolz, dass wir es anders machen, zur anderen Hälfte hatte ich gleich ein schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber. Wenn mein Freund ohne Kind unterwegs war, war das keinen Kommentar wert. Wenn mein Freund hingegen mit Baby unterwegs war, bekam er Komplimente. Aber auch von linker und/oder feministischer Seite erlebe ich Erwartungen z.B. das Kind gut abgeben zu können, schnell wieder lohnarbeiten gehen, nicht zu viel über das Kind zu reden.
In der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt hat mich der Stilldiskurs am meisten belastet. Auf jeder Milchpulverpackung und jedem Gemüsegläschen steht drauf, dass ich mein Kind lieber stillen sollte, als ihm das gekaufte Produkt zu geben. In unendlich vielen Gesprächen wurde ohne Rückfrage davon ausgegangen, dass ich stillen würde – und das leider auch in linken Kreisen. My body my choice muss auch hier gelten.