Über diesen Blog

Ziel dieses Blogs ist es, konkrete Erfahrungen verschiedener Personen rund um das Thema „Kinder oder keine?“ sichtbar zu machen und das Thema so in seiner Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit darzustellen. Wir wollen das Themenfeld Kinderkriegen aus der individuellen Verantwortung bzw. den klassischen Zweierbeziehungen herausholen, um zu überlegen wie ein emanzipatorischer Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Erwartungen aussehen kann. Dazu gehört es auch, über unerfüllte Kinderwünsche, Abtreibungen, Fehlgeburten, Regretting Parenthood (es zu bereuen ein Kind zu haben) und andere tabuisierte Themen zu sprechen.

Die Erfahrungssammlung auf diesem Blog soll zur Entlastung von Menschen beitragen, die jenseits klassischer gesellschaftlicher Normen (keine) Kinder kriegen. Sie soll es möglich machen, von positiven wie negativen Erfahrungen anderer zu lernen. Manchmal ist das, was der einen so alltäglich erscheint für andere eine wertvolle Idee. Dann müssen wir nicht alle alles neu erfinden, sondern können uns inspirieren lassen von verschiedenen Varianten, wie andere mit ähnlichen Lebenssituationen umgegangen sind.

Dieser Blog soll zu einem selbstbestimmten Umgang rund um Elternschaft und Kinderlosigkeit beitragen. Wir selbst haben ein klar linkes und feministisches Selbstverständnis, doch was das im Alltag heißt, ist manchmal gar nicht so einfach zu sagen. Sicher sind wir uns: Wir wollen keine neue Normen und Anforderungen formulieren, sondern zu einer Solidarisierung von Menschen in ähnlichen und unterschiedlichen Lebenssituationen beitragen, zu Austausch und politischer Organisierung anregen.

Mit dem Titel unseres Blogs lehnen wir uns an den feministischen Slogan „Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine“ aus den 80er Jahren in Deutschland an, bei dem es unter anderem um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ging. Dies wurde von Schwarzen Feministinnen weiterentwickelt zum Konzept Reproduktiver Gerechtigkeit, das neben dem Recht keine Kinder zu wollen, ein Recht formuliert, Kinder zu bekommen und diese in Sicherheit großziehen zu können.
Sprachlich ist es gar nicht so einfach, das große Feld dieses Blogs von kein Kinderwunsch bis unerfüllter Kinderwunsch zusammenzufassen – deshalb sind wir nach langen Diskussionen bei „Kinder oder keine“ gelandet.

Alle im Blog verwendeten Namen der Autorinnen sind frei erfunden; die Geschichten und Erfahrungen sind echt. Sie stammen von unterschiedlichen Personen, die über verschiedene Wege auf unser Anliegen aufmerksam geworden sind oder die wir angefragt haben, etwas für den Blog zu schreiben. Die Texte wurden von uns als Redaktionsteam anonymisiert und leicht bearbeitet für bessere Lesbarkeit und Verständlichkeit.

Wir wünschen uns, dass der Blog wächst, schreib uns gerne auch Deine Erfahrung!

Wie es zu diesem Blog kam?

Den Impuls für diesen Blog gaben zwei lange Treffen unserer Politgruppe Prime Time, bei denen wir uns damit beschäftigt haben, ob und unter welchen Bedingungen wir Kinder (kriegen) wollen und wie diejenigen, die schon welche hatten (damals etwa die Hälfte der Gruppe), zu der Entscheidung gelangt waren und zu dem Zeitpunkt dazu standen. Zuvor hatten wir Frauen aus der Gruppe gemeinsam eine Lesung mit Sarah Diehl besucht zu ihrem Buch „Die Uhr, die nicht tickt“. Daraus entstand die Idee, sich damit in der gemischtgeschlechtlichen Gruppe auseinanderzusetzen.

Nach den beiden langen Treffen hatten wir uns zwar ausgetauscht, fanden aber, dass diese Fragen insgesamt viel zu selten außerhalb von Zweierbeziehungen und ganz engen Freund*innenkreisen diskutiert werden. Uns beschäftigte, dass es in manchen Lebenslagen viel schwieriger ist, Empathie und tatkräftige Unterstützung einzufordern als in anderen, und wir ganz unterschiedliche Antworten darauf hatten, wie wir uns gegenseitig unterstützen konnten. Wir stellten fest, dass wir in unserem Umfeld viel zu wenige gute Vorbilder hatten dafür, wie gleichberechtigte Arbeitsteilung mit Kind funktioniert, was tun, wenn es in der Beziehung über die Frage eines gemeinsamen Kindes Uneinigkeit gibt usw. Und dass es viele unsichtbare Positionierungen rund um das Thema Kinderkriegen gab, die immer noch tabuisiert sind, wie Schwangerschaftsabbruch, Fehlgeburten, ungewollte Kinderlosigkeit etc.

Um vieles von unseren Erfahrungen festzuhalten und weiterzugeben, die unsichtbaren Positionierungen sichtbarer zu machen und andere einzuladen selbst über diese Fragen nachzudenken, entstand dieser Blog…

Das Redaktionsteam besteht aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Prime Time.

Selbstverständnis von Prime Time

Wir sind eine linke, politische Gruppe von Leuten aus Jena, die sich freundschaftlich verbunden fühlen und den Wunsch nach grundlegenden Gesellschaftsveränderungen in emanzipatorischer Absicht teilen. Als Einzelpersonen sind wir in feministischen, antirassistischen, erinnerungspolitischen, (basis-)gewerkschaftlichen und Anti-Repressionsgruppen sowie in Mieter*innen- und Stadtteilinitiativen aktiv. In unserer Gruppe kommen wir auch zusammen, um diese politischen Praktiken zu reflektieren. Wir versuchen außerdem, unsere individuellen Lebenssituationen und das vermeintlich „Private” zu politisieren und gleichzeitig unsere politischen Haltungen in unsere Alltage zu tragen.

Wir sind alle auf verschiedene Arten und Weisen aus vorrangig studentischen Zusammenhängen herausgewachsen und ringen darum, auch in anderen biographischen Phasen politisch organisiert zu bleiben. Wir wollen politisch handlungsfähig bleiben und die eine oder andere aktions- und/oder diskursorientierte Intervention lostreten.

Dieser Blog ist ein Ergebnis dieses Ringens.

Mailadresse

kinder-oder-keine@riseup.net

Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft