In den letzten drei Jahre seit meinem letzten Versuch schwanger zu werden, habe ich gemerkt, dass sich das Kinderthema friedlicher anfühlt. Ich merke halt, man wird nicht jünger und das wäre auch immer anstrengender für mich. Die Wechseljahre rücken näher und auf der einen Seite bin ich natürlich traurig, dass es nicht geklappt hat und gleichzeitig aber auch total entspannt, weil ich merke, endlich geht dieses Thema langsam weg. Manchmal ist es noch im Hinterkopf, denn ich betreue ja auch Paare, die über 40 sind, die jetzt ein Kind kriegen gerade. Das erinnert mich dann daran, dass es noch im Rahmen des Möglichen ist auf diesem Planeten, und dann werde ich schon ein bisschen wehmütig.
Das Thema Kinderwunsch hat mich über Jahre, eigentlich fast Jahrzehnte immer wieder beschäftigt. Sei es, weil ich mich mit Wegen zur Kinderwunscherfüllung beschäftigt habe, sei es, dass ich in meine Trauer gegangen bin, also in so einen Abschiedsprozess letztendlich. Es gab ja immer wieder so Momente, in denen ich gespürt habe, ich werde jetzt keine Maßnahme ergreifen und gleichzeitig todtraurig war. Wenn ich zum Beispiel an irgendeinem Springbrunnen vorbeigekommen bin und der wegen des Chlors nach Freibad roch, dann kam bei mir hoch, dass ich nie mit einem kleinen Kind im Freibad sein werde, also einem kleinen Kind, das meines ist. Es fing auch schon früher an, als ich noch hoffte, dass sich der Kinderwunsch später noch realisieren würde, dass ich trotzdem schon so Gedanken hatte, wie „ich werde nie mit 25 mit meinem Kind im Freibad sein“. Also, selbst wenn ich in dem Moment schwanger geworden wäre, hätte ich gewisse Sachen gar nicht mehr machen können, die einfach in meiner Vorstellung immer da waren. Auch die Anzahl der Kinder hat sich so ein bisschen runtergerechnet über die Jahre.
Viel reden mit Freundinnen war wichtig. Ich war auch mal in einer Art Therapie, um einfach einen Platz für das Thema zu haben. Ich würde schon sagen, dass mein Weg in Bezug auf Kinderwusch mich als Person auf jeden Fall verändert hat. Und ich kann auch sagen, dass das Thema Kinderwunsch für mich heute in Ordnung ist. Es fühlt sich friedlich an und ich habe gelernt mit der Trauer umzugehen. Ich denke, alle Menschen haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und der unerfüllte Kinderwunsch ist halt meins. Es war eine Herausforderung für mich, zu erkennen, dass es ohne Kinder total schön ist. Ich habe es lieben gelernt.
Viele Aspekte des Elternseins finden bei mir in anderen Dimensionen statt, denke ich. Ich glaube zum Beispiel, dass Elternsein sehr viel mit Verantwortung und sich kümmern zu tun hat und das mache ich an anderen Stellen, sei es beruflich oder bei Freunden, dass ich da irgendwie ganz eng mit involviert bin oder bei meiner eigenen Familie, meinen Eltern oder Geschwistern. Wenn es jemandem nicht gut geht, fühle ich da eine enge familiäre Verantwortung, kümmere mich und bleibe dran.
Und dann denke ich, dass Elternschaft auch sehr, sehr viel mit Loslassen zu tun hat. Also, immer wieder neue Phasen, immer wieder loslassen, jemanden begleiten, bis er alleine klarkommt. Und das habe ich in anderen Situationen, finde ich, unter anderem auch das Loslassen des Kinderwunsches.
Was ich schon schön finde, ist, wenn junge Menschen um einen herum sind. Diese ungefilterte Lebensenergie, das ist schon irgendwie cool. Das finde ich toll an meiner Tätigkeit als Praxisanleiterin im Kreißsaal, dass ich beruflich immer mit jungen Leuten zu tun habe, also den werdenden Hebammen. Das hält mich jung. Auch die werdenden Eltern, die ich betreue, sind inzwischen meistens jünger als ich. Ich werde da also irgendwann die Alte sein, aber ich werde immer junge Leute um mich herum haben, und das finde ich toll.