Warst Du dir schon immer sicher, dass Du selbst Kinder bzw. dass Du keine Kinder willst? Warum? Was lässt dich Zweifeln, was bestärkt dich?

Kategorie: Themen für alle Autor*in: Manja, 43, weiblich, unerfüllter Kinderwunsch

Ich war mir immer sehr sicher, Kinder zu wollen. Auch mehrere. Das hätte ich auch nie angezweifelt. Bis ich dann über die Jahre sozusagen in die Situation kam, dass es nicht klappte mit dem Kinderkriegen, so wie man sich das vorstellt. Meine Vorstellung war, man ist in einer Partnerschaft, lässt die Verhütung weg und wird halt irgendwann schwanger. Dass eine Schwangerschaft vielleicht mal überraschend kommt und nicht so gut passt, hatte ich eher auf dem Schirm, als dass man lange auf eine Schwangerschaft warten muss.
Anfang zwanzig habe ich dann in einer festen Beziehung die Verhütung weggelassen und habe mir so bis Mitte 20 auch keine großen Gedanken gemacht, dass ich nicht schwanger wurde. Also ich habe mir schon gedacht, es wäre schon schön und irgendwie überlegt, warum klappt es denn nicht? Aber es war nicht dramatisch und ich war mir weiterhin sehr sicher in meinem Kinderwunsch.
Der klare Kinderwunsch kam unter anderem daher, dass ich das Großziehen von Kindern bei meinen Eltern schon als sehr positive, große Lebensaufgabe erlebt habe. Ich bin sehr behütet aufgewachsen und immer sehr unterstützt worden. Ich hatte den Eindruck, dass das meinen Eltern bei allen Anstrengungen, auch viel Freude gemacht hat. Und ein großer Sinn im Leben war. Und ich habe das, glaube ich, einfach so übernommen und nicht hinterfragt. Ins Hinterfragen des Kinderwunsches bin ich erst gekommen, als es mit dem Schwangerwerden nicht geklappt hat, muss ich sagen. Ich hätte mir sonst keine Gedanken gemacht, wie es ohne Kinder ist oder warum man keine Kinder haben wollen könnte. Das kam für mich gar nicht in Frage. Obwohl ich auch über Freunde, die Kinder bekommen haben und über meinen Beruf als Hebamme, der sehr nah am Lebensanfang ist und Babys beinhaltet und das Elternwerden viel über die schwierigen Seiten des Kinderhabens mitbekommen habe. Das habe ich aber immer so gesehen als „gehört halt mit zum Paket“, aber das Positive überwiegt. Das kriegt man schon hin.
Rückblickend glaube ich, dass es die größte Herausforderung in meinem Leben war, mein Leben ohne Kinder so zu gestalten, dass es total schön ist, und ohne dafür Vorbilder zu haben. Und dieses Leben lieben zu lernen. Und das habe ich hingekriegt. Und das empfinde ich als die größte Errungenschaft für mich persönlich, dass ich mir mein Leben selber gestalten kann, so wie es mir gut geht und ich mich mit Leuten umgebe, die mir guttun. Die wenigsten meiner engsten Freunde haben Kinder. Das hat sich jetzt so zusammengefunden.
Dass mein Leben heute so ist, wie es ist, hätte ich mir mit Anfang 20 nicht vorstellen können. Ich kannte keine Alternativen zum Leben mit Kindern, hatte keine Idee davon, wie ein Leben ohne Kinder aussehen könnte. Hätte ich eine Vorstellung davon gehabt, wäre vieles einfacher gewesen.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft