Antonia

Alter
38
Gender
Weiblich
Kinderwunsch
nein

Warst Du dir schon immer sicher, dass Du selbst Kinder bzw. dass Du keine Kinder willst? Warum? Was lässt dich Zweifeln, was bestärkt dich?

Früher wollte ich immer Kinder haben. Ich mochte die Vorstellung, eine Familie zu gründen, in einen Familienverband eingebunden zu sein, weil ich es nicht anders kannte. Ich lebe jedoch seit vielen Jahren allein und ohne einen Partner konnte ich mir Kinderkriegen nie vorstellen.
Auch als ich bei meiner älteren Schwester und bei Freundinnen erlebte, wie anstrengend es ist, Kinder zu haben, hatte das große Auswirkungen auf meinen Wunsch.

Außerdem bin ich chronisch depressiv, weswegen ich große Angst habe, mit dem anstrengenden Leben mit Kindern nicht klarzukommen und auch, ihnen diese Krankheit zu vererben.
Und außerdem möchte ich in diese Welt, die von Klimakatastrophen geprägt sein wird, keine Kinder setzen, das möchte ich meinen Kindern nicht antun. Ich fühle mich oft bestätigt in meiner Einstellung, bestärkt jedoch nicht, es herrscht schon ein großer gesellschaftlicher Druck, Kinder zu bekommen. Manchmal, wenn es sehr nett mit meiner Nichte ist, kommen mir Zweifel, aber die verfliegen relativ schnell wieder. Ich bin mir relativ sicher, diese Entscheidung später immer mal wieder zu bereuen, weil sie eben nicht rückgängig zu machen bzw. nachzuholen ist. Aber so ist das manchmal im Leben – Entscheidungen haben selten nur positive Konsequenzen…

Wie haben sich Freundschaften verändert, seit Du bzw. enge Freund*innen Kinder haben?

Meine Freundschaften haben sich sehr verändert, seit meine Freund*innen Kind(er) haben, und sind fast alle aus diesem Grund zu Ende gegangen.

Ich hatte eine Freundin, die leider auch in meiner Heimatstadt geblieben war und die so in ihrer Mutterrolle aufging, dass sie kein anderes Thema mehr kannte. Ich versuchte immer wieder, die Gespräche auf andere Themen zu lenken – ohne Erfolg. Da wir keine gemeinsamen Gesprächsthemen mehr hatten und sich unsere Lebenswelten fundamental unterschieden, hörte ich langsam auf, mich bei ihr zu melden, wenn ich in der Heimat war, bis der Kontakt dann schließlich ganz einschlief, weil sie auch kein Versuch der Kontaktaufnahme mehr unternahm.

Bei anderen Beispielen erlebte ich Ähnliches: Wenig Bezug zu „Nicht“Kinder-Themen“; wenig Zeit; wenn Zeit, dann nur Treffen bei ihnen/auf dem Spielplatz etc.; es war kaum ein ungestörtes Gespräch mehr möglich, da die Aufmerksamkeit immer beim Kind lag und das Gespräch auch immer wieder von den Kindern unterbrochen wurde. Ich bin mit niemandem mehr befreundet, der/die Kinder hat, alle meine Freunde und Freundinnen sind (noch) kinderlos.

Tickt(e) Deine biologische Uhr nicht bzw. was löst diese Metapher bei dir aus?

Nein, ich spüre diese sogenannte biologische Uhr nicht ticken. Ich halte sie auch teilweise für eine Erfindung – einerseits, weil man Frauen Mütterlichkeit unterstellt bzw. immer noch, dass das Muttersein ihre Bestimmung sei. Andererseits, weil es aus vielen verschiedenen Gründen erwünscht ist, dass Menschen Kinder haben. Aber ich habe nie dieses innere starke, nicht aufzuhebende Bedürfnis gehabt, ein Kind zu bekommen.

Inwiefern hast du Kinder in deinem Leben, auch ohne eigene?

Ich habe immer wieder mehr oder weniger intensiven Kontakt zu meiner Nichte. Anfangs war das pure Freude. Je älter sie wird, desto schwieriger und anstrengender wird es aber. Ansonsten habe ich wenig Kontakt zu Kindern.

Was macht das mit deiner Beziehung, falls es konträre Einstellungen zu Kindern gibt?

Ich lebe seit über dreizehn Jahren ohne Beziehung, deswegen kann ich diese Frage nicht beantworten.

Hast Du es schon mal bereut, keine Kinder zu haben?

Bei mir ist es theoretisch noch nicht zu spät, deswegen habe ich es noch nie bereut. Ich würde mit meiner jüngeren Schwester und meiner besten Freundin und auch mit meiner Therapeutin darüber sprechen.

Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft