Stillen und füttern: Wie lief das ab und wie geht’s/ging‘s dir damit?

Kategorie: Kind(er) haben Autor*in: Tobias, 31, Männlich, ein Kind

Leider hat das Stillen von Beginn an nicht so geklappt wie erhofft bzw. wie es als normal suggeriert wird. Das Kind hat nicht ausreichend Milch bekommen. Ein Thema, das in der Geburtsvorbereitung keine Rolle gespielt hat. Verschiedenste, gemeinsam mit unserer Hebamme abgesprochene Maßnahmen haben nicht dazu geführt, dass sich das in ausreichendem Maß änderte. So war von Anfang an Zufüttern nötig. Meiner Partnerin setzte das ziemlich zu, suggerierte das doch, gemessen am viel beschworenen Ideal der stillenden Mutter, dass sie ihr Kind nur unzureichend versorgen könne. Die Unterstützung der Hebamme half hier sehr. Für mich als Vater ergab sich daraus aber auch die Möglichkeit eine viel größere Rolle in der Versorgung des Kindes zu spielen, als das wohl gewöhnlich der Fall sein dürfte. Immer während meine Partnerin stillte, habe ich die Flaschennahrung zubereitet und danach dem Kind gegeben. Anfangs ließ ich das Kind an meinem kleinen Finger saugen und tropfte ihm dabei Milch aus einer Spritze in den Mund. Es folgten Versuche mit einem Brusternährungsset (an der Partnerin und an meinem Finger) und später die Flasche.

Den Weg mit Stillen und Zufüttern haben wir circa fünf Monate durchgezogen, bevor abgestillt wurde. Ab dann gab es nur noch Flaschennahrung und später Beikost. Wir haben während der Stillzeit immer mal, wenn wir unterwegs waren, reine Flaschenmahlzeiten gegeben. Das hat mir ermöglicht auch mal eine längere Zeit alleine mit dem Kind zu sein. Wären wir in der Zeit mit Stillen und Zufüttern nicht beide zusammen in Elternzeit gewesen, wäre das deutlich schwieriger umsetzbar gewesen. Wir hätten es womöglich nicht so durchgezogen. Die Elternzeit hat also einerseits ein längeres Festhalten am Stillen ermöglicht und anderseits mir die Gelegenheit gegeben, die Aufgabe des Zufütterns zu übernehmen, und so auch schon in der Stillzeit eine wichtige Rolle für das Kind (hinsichtlich der Nahrungsversorgung) zu spielen. Das vergleichsweise frühe Abstillen hat natürlich den großen Vorteil mit sich gebracht, dass die Versorgung des Kindes schon früh unabhängig von seiner Mutter war. Das hat deutlich mehr Freiheiten, vor allem für sie, ermöglicht. Rückblickend lässt sich aber auch sagen, dass wir anfangs mit der Situation ganz schön zu kämpfen hatten. Auf die Möglichkeit, dass das Stillen nicht richtig klappt, waren wir nicht vorbereitet. Auf jeder Milchnahrungspackung steht, dass Stillen die beste Ernährung für das Kind sei, und jedes Mal erzeugt so etwas Druck auf Menschen, die nicht stillen können oder wollen.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft