Wer macht welche Arbeit in der Eltern­schaftskonstellation? Wie habt ihr Eltern­zeiten aufgeteilt? Wie geht ihr mit Ungleichheiten um?

Kategorie: Kind(er) haben Autor*in: Thomas, 35, Männlich, ein Kind

Die häusliche und Sorgearbeit teilen wir je nach Kapazität, weniger nach Freude an der Tätigkeit. Morgens muss ich früh raus zur Arbeit, also macht die Mutter das Kind fertig und bringt es in die Kita. Dafür hab ich nachmittags früher Schluss und hole es ab, spiele, treffe andere Kinder und Eltern, kaufe ein und mache Essen. Mit dem Ins-Bett-bringen abends wechseln wir uns ab oder richten uns nach unseren eigenen Plänen. Wir haben uns noch nicht durchgerungen, eine weitere Fremdbetreuung einzubauen, obwohl uns das wohl entspannen könnte. Längerfristige Termine (Kinderturnen, Kinderarzt) mache meistens ich, Klamotten für das Kind besorgen macht meistens die Mutter. Eine besondere Herausforderung ist das Wochenende oder die Kita-Schließzeit. Die meisten Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und Familienzeit richten sich auf diese Zeitfenster und so kommt es unweigerlich und regelmäßig zu Kollisionen und Konflikten. Dabei ist es eine besondere Schwierigkeit, die Interessen eines dreijährigen Kindes, das ja sprechen kann und Ideen hat, aber alle zwei Minuten seine Meinung ändert, zu integrieren, während wir manchmal einfach Zeit für uns haben wollen oder brauchen.

Ein weiterer Stressfaktor ist immer noch die Covid-Situation. Zwar läuft die Kita erstaunlich stabil, aber es gibt wenige Möglichkeiten, mehr als das Notwendige zu machen, also z.B. die guten Seiten, die die Stadt für das Leben mit Kind bietet, anzunehmen. Viele Kinderzentren o.ä. sind teils zu, oder mit langen Anmeldefristen versehen, oder einfach Inzidenz-Hotspots. Gerade für mich fühlt sich gerade die Kreativseite des Erziehens ganz schön nach Arbeit an, und das Wie, Wann, Wer des Gestaltens von Angeboten ist folgerichtig der größte Konfliktgegenstand unter uns Eltern.

Es ließe sich sagen, dass es allen drei Leuten gleichzeitig gut geht, ist eher selten. Die Betreuungszeiten sind maßgeblich von unseren Arbeitszeiten abhängig, wir haben beide gefühlt zu wenig Zeit, unsere Arbeit entsprechend den Anforderungen zu erledigen und erst Recht zu wenig Zeit für uns selbst. Bisher ließ es sich immer so einrichten, dass Hochbetriebszeiten unserer Jobs sich nicht überschnitten haben, sodass unsere Arbeitsstellen nicht unter unserer Nebenexistenz als Eltern leiden mussten. Die Freizeit wiederum ist stark vom Kind bestimmt bzw. von unseren Ideen von kindgerechter Freizeit, und also auch nicht unmittelbar Quelle eigener Zufriedenheit. Da wir kein besonders gut aufgestelltes, kindgerechtes Netzwerk haben, bleibt vielleicht überdurchschnittlich viel Kleinfamilie übrig am Ende der Woche, und dadurch sind wir stark auf unsere Rollen festgelegt. Für uns Eltern ist aber nicht unbedingt die Rolle als Eltern das Erstrebenswerte am Leben mit Kind, also bleibt oft nur eine Anpassung der eigenen Vorstellungen, um zu der Bewertungen „es geht uns gut“ zu gelangen.

Wenn aber diese Abstriche bei den eigenen Bedürfnissen gemacht sind (die im Übrigen – zumindest in meinem Fall – durch die Lohnarbeit in noch ganz anderem Maße eingefordert werden), dann kann ich zumindest sagen, dass die Einsicht in den Versuch der fairen Aufteilung und ein pragmatischer Umgang mit dem empfundenen Scheitern zumindest reflexiv oft ermöglicht, zu sagen: „geht ganz gut.“

Gerade in den stressigen Szenen im Alltag tauchen Ungleichheiten auf. In diesen Situationen haben wir aber keine vernünftigen Strategien, auf die Unstimmigkeiten zu reagieren, ohne vor dem Kind zu streiten. Im Nachhinein, wenn mal Raum wäre für eine Besprechung, stehen oft schon wieder neue Dinge an und es gilt, die nächste Zeit zu planen oder Arbeit nachzuholen. Dadurch sind die Konflikte nicht richtig aus der Welt zu schaffen, auch wenn es von außen betrachtet, vielleicht einfache Wege gäbe. So bleiben die Frustrationen bei uns Eltern und werden nicht gut aufgearbeitet. In der Folge bleiben die Ungleichheiten, die Ursachen der Konflikte, auch weiter bestehen und verfestigen sich.

In dieser Lage fühle ich mich sehr inkompetent, die Probleme in der Kinderbetreuung zu adressieren, obwohl ich mich vorher und in anderen Beziehungen auch heute noch eigentlich ganz wohl mit meinen Fähigkeiten fühle, Probleme mit anderen Menschen anzugehen. Durch die rege Betriebsamkeit in der Eltern-Kind-Beziehung stellt sich ein Gefühl der Ohnmacht ein, sowohl was die Artikulation der eigenen Wünsche als auch was das Aufgreifen der Bedürfnisse meiner Freundin angeht. Wichtig wäre für uns vielleicht die Etablierung einer zielführenden Routine, Unwohlsein unter uns zu klären. Aber auch nach so langer Zeit habe ich immer noch das Gefühl, dass wir die Welle, die uns nach der Geburt überrollt hat, noch nicht gebrochen haben.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft