Meine erste Schwangerschaft war ungeplant. Und dennoch hatte ich bereits seit Jahren einen sehr starken Kinderwunsch. Als ich von der Schwangerschaft erfuhr und die erste Welle des Schocks durch meine Beziehung gespült war, war ich überglücklich.
Mir war bewusst, dass nicht immer alles glatt läuft und es vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel nicht selten zu Abgängen kommt. Trotzdem versuchte ich darauf zu vertrauen, dass schon alles gut gehen wird. Und dann fing ich an zu bluten. Es war früh morgens und ich wollte niemanden wecken. Rückblickend kann ich das nicht fassen. Ich blutete weiter und Gewebebrocken fielen aus mir heraus. Mir war relativ schnell klar, dass ich gerade eine Fehlgeburt hatte. Der Tag war die Hölle. Im Krankenhaus wurde schließlich am Abend meine Gebärmutter ausgeschabt. Während ich nach der OP tief traurig im Bett lag, hörte ich im Flur Babys weinen, weil Gynäkologie und Geburtshilfe in einem Flur liegen.
Ich habe versucht, viel über das Thema zu sprechen. Zum einen, um es zu enttabuisieren, zum anderen um mich nicht so allein zu fühlen. Denn auch wenn ich es besser weiß, schleichen die Gedanken daran, versagt zu haben und defekt zu sein, ständig herum. Und das Gefühl der Einsamkeit wirkt wie Gift. Denn was wir im Außen sehen, sind nicht die individuellen Erlebnisse, mit ihren Höhen und Tiefen. Sichtbar waren für mich in dieser Zeit Schwangere und Menschen mit kleinen Kindern. Glück überall. Ob und wie viele Kinder Menschen haben, ist eher sichtbar und drängt sich förmlich auf, wenn wir es gerade nicht ertragen können. Schmerz und Verlust hingegen sind meist unsichtbar.
Meine folgende Schwangerschaft wurde von der Erfahrung der Fehlgeburt ziemlich überschattet.
Die vorangegangene Fehlgeburt überschattete die komplette folgende Schwangerschaft. Ich rechnete fast jederzeit damit, dass das Herz einfach aufhören würde zu schlagen.
Körperlich fühlte ich mich nach drei Monate Kotze eine Zeitlang ganz wohl in meinem Körper. Mit fortschreitender Schwangerschaft fühlte ich mich zunehmend unwohl. Einmal wegen der ganzen körperlichen Begleiterscheinungen. Zum anderen wegen der Blicke, die unfreiwillig geerntet werden. Diese unangenehmen, so sehr auf das körperliche fokussierten Blicke, die meinen, lesen zu können, was in meinem Privatleben vor sich geht, in welcher Lebensphase ich mich befinde, was das mit meinem Aktivismus machen wird, oder einfach nur, dass ich brav in die mir zugeteilte Rolle als Mutter schlüpfe.