Nach einer kurzen Phase des Glücksgefühls über den positiven Schwangerschaftstest kam ein paar Tage später die Schwangerschaftsübelkeit und blieb drei unfassbar lange Monate. Bis zu meiner eigenen Schwangerschaft kannte ich nur das Wort „Morgenübelkeit“, was ich bald schon sehr zynisch fand, da mir den ganzen Tag über mal mehr mal weniger übel war und nichts dagegen half – und ich nicht die einzige Schwangere in meinem Umfeld war, der es so ging. Die einzige Linderung, die ich fand, war es, überallhin Snacks mitzunehmen und ständig eine Kleinigkeit zu essen. Niemals hat Essen weniger Spaß gemacht- ich tat es nur aus Vernunft. Diese vielen Wochen der Übelkeit waren die Hölle für mich und ich finde es bis heute grausam, dass Schwangerschaftsübelkeit so wenig erforscht ist. In diesen Monaten der Übelkeit verlor ich jeden Bezug zu dem kleinen Wesen in meinem Körper, auf das ich mich vorher so sehr gefreut hatte. Ich habe mich einfach krank gefühlt und versucht durchzuhalten und gehofft, dass ich keine Fehlgeburt haben würde, da ich mir nicht vorstellen konnte, mich nach einem Abbruch erneut und sehenden Auges in diesen furchtbaren Zustand zu begeben.
Als die Übelkeit endlich vorbei war, verlief die Schwangerschaft in körperlicher Hinsicht gut und ich konnte auch wieder eine intensive emotionale Bindung zum Kind aufnehmen. Am anstrengendsten fand ich es dann, mir zu überlegen, wie ich gerne gebären würde und mich mit den Hebammen auseinander zu setzen. Meine Wunschgeburt wäre es gewesen mit einer Beleghebamme im Krankenhaus zu gebären, weil ich die Hebamme dann bereits aus der Schwangerschaftsbegleitung gekannt hätte und ohne medizinische Interventionen hätte gebären können bei gleichzeitiger Sicherheit, dass ich im Notfall schnell medizinisch betreut werden kann. Diese Form der Geburtsbegleitung stand in meiner Stadt jedoch nicht zur Verfügung. Es gibt leider nur ganz wenige Hebammen und Krankenhäuser, die das machen.
Eine Krankenhaus-Geburt kam für mich nicht in Frage, da ich mir nicht vorstellen konnte, dort eine selbstbestimmte Geburt zu erleben. Doch auch die Hebammen des Geburtshauses waren nicht so feministisch, wie ich mir das erhofft habe oder zumindest nicht auf die Art, die mir gut getan hätte. Ich habe sie als ziemlich differenzfeministisch und essentialisierend empfunden – ich bin mit meinen Bedürfnissen, z.B. der Ablehnung von Homöopathie oder dem Wunsch nach partnerschaftlichem Füttern des Babys dauernd angeeckt.
Aber auch die Aversionen zwischen außerklinischen Hebammen und Schulmedizin fand ich belastend. Weder zu den Hebammen noch zur Frauenärztin bin ich in dieser Zeit gern gegangen, gleichzeitig war ich – vor allem weil es meine erste Schwangerschaft war – von deren Wissen abhängig. Niemals zuvor bin ich so stark vergeschlechtlicht worden wie rund um die Schwangerschaft. Es hat meinen Partner und mich viel Energie gekostet, die ständigen Rollenzuweisungen an uns als zukünftige „Mutter“ und „Vater“ und damit verbundene klischeehafte Eigenschaften zurückzuweisen und an unseren eigenen Vorstellungen über gleichberechtigte Elternschaft festzuhalten.