Wie hast du den Prozess bis zum Abbruch erlebt?

Kategorie: Ungewollt schwanger Autor*in: Isabell, 35, Weiblich, ein Kind

Diese Phase war auf jeden Fall anstrengend. Das lag auch daran, dass ich die Schwangerschaft so spät bemerkt habe und deshalb der Zeitdruck hoch war. Zu diesem Zeitpunkt war der medikamentöse Abbruch schon nicht mehr möglich. Ich hatte das Gefühl jetzt muss ich ganz viele Stationen durchlaufen, bevor ich den Abbruch überhaupt machen kann und dann noch ein Feiertag dazwischen. Tatsächlich habe ich das Beratungsgespräch als herausfordernd, aber gut erlebt. Zuerst ging es viel um ökonomische Unsicherheiten usw. und da hat die Beraterin irgendwie viel insistiert und ich hatte so das Gefühl, das würde sie nicht so stehen bzw. gelten lassen. Aber als ich dann auch gesagt habe, dass ich einfach überhaupt kein schönes Gefühl mit der Schwangerschaft verbinde und ich auch nicht erneut will, dass sie meinen Körper so verändert. Das wollte ich einfach nicht. Da haben zwei Sätze gereicht. Sie hat gesagt, ihr ist klar, ich habe eine Entscheidung getroffen, die für mich richtig ist. Das tat dann richtig gut und sie war eher bestärkend danach.

Was ich aber richtig scheiße fand, ist, dass ich noch eine Unterschrift von der Krankenkasse brauchte. Das war mir vorher gar nicht klar, sondern erst als mir meine Frauenärztin gesagt hat, so, und jetzt brauchen Sie noch eine Unterschrift von Ihrer Krankenkasse, dass sie die Kosten übernimmt. Ich dachte vorher, das wird automatisch übernommen. So ist es aber nicht, das hängt von den Einkommensverhältnissen ab, ob es von der Krankenkasse übernommen wird. Und ich dachte, ich muss jetzt in so ein Großraumbüro in der Krankenkasse und sagen sorry, ich bin ungewollt schwanger, ich brauche noch eine Bestätigung für die Kostenübernahme. Das war mir so unangenehm und noch dazu der Zeitdruck. Und am Ende, das war richtig cool, da hat das einfach meine Mitbewohnerin gemacht, und ich konnte stattdessen über meinen Geburtstag wegfahren. Ich habe ihr eine Vollmacht geschrieben und sie ist da hingegangen und das hat problemlos geklappt. Das kann ich wirklich weiterempfehlen, einfach eine Vollmacht auszustellen und dann muss man nicht persönlich da hin. Das fand ich tatsächlich am stressigsten und das hat mich auch am meisten geschockt an diesem Prozess, dass ich jetzt noch eine Unterschrift von der Krankenkasse brauche. Das von dem Beratungsgespräch wusste ich halt vorher, aber von dieser Bestätigung der Krankenkasse wusste ich nichts.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft