Wie haben sich Freundschaften verändert, seit Du bzw. enge Freund*innen Kinder haben?

Kategorie: Themen für alle Autor*in: Mathilda, 27, weiblich, ein Kind

Ich war in meinem Umfeld eine der ersten, die ein Kind bekommen haben. Das merke ich auch immer wieder, wenn ich z.B. Freund*innen besuche, deren Wohnungen nicht kindersicher sind und die auch im Vorfeld des Treffens nicht auf die Idee kommen, dass das ein Thema sein könnte. Gleichzeitig war es schön zu erleben, wie kinderlose Bekannte das erste Mal mit einem Baby in Kontakt kommen, sich darüber freuen und ganz viele Fragen stellen. Oft blieb das Interesse aber auch oberflächlich oder das Kinderhaben entfremdete mich sogar von alten Kontakten. Bei einem Klassentreffen war ich mit Mitte 20 die einzige, die ihr Kind dabei hatte. Da hatte ich das Gefühl, dass mein Leben eher als Kuriosität angesehen wird, einige meinten sogar, „das hätten sie ja von mir nicht gedacht“, was auch immer das heißen soll.
In manchen langjährigen Freundschaften habe ich seit der Schwangerschaft viel Liebe und Unterstützung erfahren. Trotz eines Umzugs in eine andere Stadt sind wichtige Kontakte erhalten geblieben, gestalten sich jetzt aber weniger intensiv. Früher war ich oft diejenige, die sich zuerst gemeldet hat, was ich seit der Geburt meiner Tochter seltener schaffe. Einzelne Freund*innen habe ich eingeladen, von sich aus öfter mal anzurufen. Diese waren nach eigener Aussage oft unsicher, wann es gut passt. Freund*innen fühlten sich im Gespräch aber auch gehemmt, weil sie das Gefühl hatten, ihre Themen seien im Vergleich zu Schwangerschaft/Geburt/Alltag mit Kind zu unbedeutend. Was fehlt, sind wohl die Abende, an denen wir mit einer Tasse Tee in der Küche über Gott und die Welt redeten und die Zeit vergessen. Die gibt es noch, aber sie sind selten geworden.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft