Welche emanzi­pa­torischen An­sprüche an die Erziehung des Kindes hast du und inwiefern gelingt die Umsetzung?

Kategorie: Kind(er) haben Autor*in: Robyn, 40, Weiblich, 2 Kinder

Was mir einfach ganz gut gefällt, ist, unseren Kindern vorzuleben, dass Care Aufgaben gerecht aufgeteilt werden zwischen den Eltern. Das ist hier, wo wir aktuell leben, schon krass emanzipatorisch, habe ich den Eindruck. Früher hatte ich irgendwie den Anspruch an mich, dass wenn ich mal Kinder habe, dass ich dann auf jeden Fall die Person bin, die die Sachen repariert und männlich konnotierte Tätigkeiten ausführt. Aber dadurch, dass meine feministischen Eltern in meiner Kindheit immer wollten, dass ich Fahrräder repariere und toll in Naturwissenschaften bin, habe ich als Jugendliche so eine Abneigung gegen diese Sachen entwickelt. Ich fand es unfair, dass ich die Sachen besser können sollte als mein Bruder. Heute versuche ich langsam diese Abneigung und dieses Unwissen wieder abzubauen, aber in stressigen Situationen, in denen ich Verantwortung für die Kinder habe, schaffe ich solche Sachen nicht nebenbei. Das ist dann die totale Überforderung. Also, ich versuche es immer wieder, aber scheitere grandios.

Dann das Thema Geschlechtsrollen der Kinder: Also, unser Sohn geht halt wirklich sehr oft im Kleid in den Kindergarten und liebt Kleider und liebt rosa. Das versuche ich einfach zu bestärken und habe da zum Beispiel am Anfang einfach mit den Erzieherinnen darüber gesprochen, dass ich mir wünsche, dass er damit eine positive Erfahrung macht und ob sie das unterstützen können. Und da kam eine total positive Resonanz. Das fand ich total schön. Unser Sohn hat auf jeden Fall ein Talent auch dafür, ein trans Talent. Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt.

Wir sprechen auch viel mit unseren Kindern darüber, auf welchen Wegen die beiden zu uns gekommen sind und jedes Kind hat da eine andere Geschichte. Und wir erzählen natürlich auch von den leiblichen Eltern unseres Sohnes. Wir haben da auch Fotos und Sachen, die sie ihm geschenkt haben. Dass unser Sohn ein Pflegekind ist, ist bei uns kein Tabuthema, sondern ein alltägliches Thema. Und ich würde mal sagen, aus meiner jetzigen Sicht, gelingt es ganz gut, dass wir das einfach als Normalität leben, dass es verschiedene Familienkonstellationen gibt. Angeblich gibt es viel Konkurrenz zwischen Pflegemüttern und leiblichen Müttern, aber das verspüre ich wirklich gar nicht. Wir wissen, dass seine leiblichen Eltern ihn lieben und das Beste für ihn wollen. Und sie haben uns mal eine Karte geschrieben, in der sie sich bedankten, dass er bei uns sein darf. Unsere beiden Kinder sind extrem dicke miteinander, verstehen sich gut, raufen sich natürlich auch und setzen sich auseinander und so. Aber wir sind eine Familie, alle gehören gleichermaßen dazu.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft