Wer macht welche Arbeit in der Eltern­schaftskonstellation? Wie habt ihr Eltern­zeiten aufgeteilt? Wie geht ihr mit Ungleichheiten um?

Kategorie: Kind(er) haben Autor*in: Robyn, 40, Weiblich, 2 Kinder

Bei unserem ersten Kind hatten wir keine Elternzeit, weil wir beide EH-Verträge in der sogenannten Entwicklungszusammenarbeit hatten. In denen gibt es keine Elternzeit. Die Verträge sind etwa aus den 50er-Jahren. Wir haben versucht, uns über einen Anwalt Elternzeit zu erstreiten, aber das ging nicht, da hätten wir vor den BGH gemusst. Wir standen also vor der Entscheidung, entweder unseren Dienst abzubrechen. Dann hätten wir den Mindestsatz von 300€ Elterngeld pro Monat pro Person bekommen, weil wir durch unseren Vertrag so behandelt wurden, als hätten wir nichts verdient. Oder wir konnten einfach weiterarbeiten ohne Elternzeit. Wir wollten unsere Dienste nicht beenden und so musste ich nach dem Mutterschutz gleich wieder anfangen zu arbeiten – die ersten 2 Monate noch im Home Office von Deutschland aus. Nach vier Monaten sind wir zu unserem Dienstort zurückgereist und haben versucht auszuhandeln, den Dienst in Teilzeit fortzusetzen. Wir haben uns die Köpfe eingerannt - wir haben keine Teilzeit genehmigt bekommen. Wir haben also beide Vollzeit gearbeitet – jeweils zur Hälfte im Home Office. Damit wir Arbeiten im Home Office mit Baby hinbekommen, haben wir eine Freundin von uns, die wir vor Ort kennen gelernt hatten, als Kinderbetreuung eingestellt. Sie hatte selbst ein kleines Kind und hat dann unseres mitbetreut.

Ja, und bei unserem zweiten Kind, unserem Pflegekind hatten wir auch keine Elternzeit. Das wäre zwar theoretisch gegangen, aber man hätte es einige Wochen vorher ankündigen müssen. Mein Partner hat seine Arbeitszeit stattdessen auf 50 % reduziert, das ging schneller umzusetzen. Ich habe zu der Zeit studiert. Wir haben uns die Care Arbeit in der Zeit immer wochenweise aufgeteilt: Immer abwechselnd hatte er oder ich die Hauptlast eine Woche lang. Ich habe sozusagen immer eine Woche studiert und mich dann eine Woche um die Kinder gekümmert. Und mein Partner hat seine Dienste im Krankenhaus jeweils auf die andere Woche gelegt. Wir haben es immer so aufgeteilt, dass mein Partner mindestens 50% der Sorgearbeit macht. Wobei es mal eine Zeit gab, als wir erst ein Kind hatten und er gerade einen neuen Job angefangen hat in Vollzeit, da lag der ganze Mental Load bei mir und es war zum Kotzen. Das war das schlimmste halbe Jahr in meinem Leben. Dann habe ich gekämpft. Wir haben dann eine Zeitlang ganz akribisch ausgerechnet, wer wie lange Sorgearbeit für die Kinder geleistet hat. Weil es sonst gar nicht funktioniert hat. Wir haben dann darüber geredet und nachjustiert. Es war wichtig, das zu machen, wenn wir nicht übermüdet waren, sondern in wohlgesonnener, guter Stimmung. Und so kam auch der Beschluss, dass mein Partner in Teilzeit geht. Das hatten wir beschlossen, bevor wir wussten, dass unser zweites Kind zu uns kommt. Dann ist er auf 50% und seither nie wieder in Vollzeit zurück gewechselt. In dieser Zeit habe ich mir auch viel Unterstützung bei anderen Menschen geholt. Es war wichtig, mir diesen Rückhalt zu holen für den Kampf für eine gerechte Aufteilung der Sorgearbeit in unserer Paarbeziehung.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft