Was ist für Dich feministische Mutterschaft? Geht das überhaupt? Wie geht Vaterschaft ohne in patriarchale Muster zu verfallen?

Kategorie: Themen für alle Autor*in: Leonie, 29, Weiblich, Kinderwunsch

Ja, ich finde Feminismus und Mutterschaft gehen gut zusammen. Was bedeutet das für mich? Ich glaube, das fängt für mich mit dem Versuch an, einen ehrlichen Austausch mit Freundinnen zu führen, die Schwangerschaften und Geburten erfahren haben. Also, ein ehrlicher Austausch, der auch unangenehme und herausfordernde Aspekte benennt und die normativen Bilder dadurch aufbricht. Ich habe bisher ein paar sehr ausführliche Geburtsberichte von Freundinnen bekommen und das schätze ich sehr. Meine Freundinnen haben Geburten ganz unterschiedlich erlebt und gestaltet. Ich glaube, da fängt feministische Mutterschaft schon an. Sich verbinden, austauschen über diese Erfahrungen und die gesellschaftlichen Erwartungen, die an Frausein und Muttersein gekoppelt sind und sich darüber gegenseitig zu stärken.
Ein anderes Thema, dass ich mit feministischer Mutterschaft verbinde, ist das bewusste Gestalten von Beziehungen. Feminismus hat mich generell geprägt von der Frage, wie ich Beziehungen führen möchte. Ich hätte nicht den Anspruch an mich, Mutterschaft komplett zu dekonstruieren, das fände ich schmerzhaft. Ich hätte auch nicht den Anspruch in der Erziehung auf politischer Ebene alles richtig zu machen. Aber feministische Mutterschaft verbinde ich damit, mir sagen zu dürfen: Es ist okay, als Mutter Grenzen zu setzen und eigene Bedürfnisse zu haben. Das klingt irgendwie ziemlich basic, aber nach dem, was ich von Freundinnen mit Kindern erfahre, ist es das am Ende doch nicht.
Eine möglichst gerechte Verteilung von Sorgearbeit gehört für mich ebenfalls dazu. Das muss nicht bedeuten, dass alle genau das Gleiche machen, sondern kann auch bedeuten, dass die Sorgearbeit danach aufgeteilt, was wer kann und gerne macht.
Schwierig für feministische Elternschaft finde ich es, dass immer noch mehr Mütter länger in Elternzeit gehen als Väter. Dass die Väter weiterarbeiten und ihre Hobbies aufrechterhalten, während die Mütter das aufgeben. Deshalb bedeutet feministische Elternschaft für mich auch, zu einem ähnlichen Teil in Elternzeit zu gehen. Und generell zu schauen, dass sich alle ähnlich viel Zeit für das Kind nehmen. Und sich dann eben wirklich um das Kind kümmern, emotionale Verantwortung übernehmen und nicht nur die schönen Sachen zusammen machen.
Wenn das alles umgesetzt ist, dann ist das Ergebnis für mich feministische Elternschaft, obwohl das ja eigentlich sehr low level ist. Als ich klein war, war mein Papa mehr zuhause als meine Mama, also eigentlich ist das alles nix Neues, aber dennoch bis heute keine Selbstverständlichkeit.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft