Bereust Du es manchmal, Mutter/ Vater/ Eltern­teil zu sein? Wie gehst du damit um?

Kategorie: Kind(er) haben Autor*in: Thomas, 35, Männlich, ein Kind

Nein, Bereuen kann ich mir nicht wirklich vorstellen. So unvorstellbar, wie das Kennenlernen und Miterleben eines kleinen Menschen ist, so wenig erscheint mir da eine retrospektive Absage vorstellbar. Aber klar habe ich manchmal das Gefühl, dass ich viel für das Kind aufgebe, und das finde ich bedauerlich. Darüber hinaus erscheint mir das echte Bereuen anzusprechen in Gesprächen mit anderen Eltern oder Nicht-Eltern total tabuisiert. Im Grunde finde ich das schon schwierig, aber mir leuchtet die Notwendigkeit eines bindungsstabilen Umfelds mit verantwortlichen Bezugspersonen für das Kind ein, und ich habe das Gefühl, dass viele Eltern das sich das nicht zu leisten zutrauen, wenn sie da noch nicht fertig mit sich selbst sind.
Leute ohne Kinder sind in meinem Umfeld in dem Zusammenhang eigentlich Gesprächspartner, mit denen ich das Thema gar nicht ansprechen muss, da fehlt irgendwie die Empathiefähigkeit. Mit anderen Eltern, v.a. einem Vaterfreund von mir, komme ich da schon eher auf ein Level, aber auch da steht die Beziehung zum eigenen Kind immer irgendwie vor dem offenen Austausch. In unserer Elternkonstellation können wir zwar darüber reden, aber das Bedauern auszudrücken, weniger für sich selbst zu tun, erhält schnell den Charakter, dem anderen vorzuwerfen, dies nicht zuzulassen. Dadurch gibt es auch hier Grenzen des Austauschs. Schlussendlich gehe ich also in erster Linie für mich damit um, ohne allerdings, wie gesagt, wirklich an Bereuen zu denken. Am besten ist es für mich, einfach meine Bedenken zu konkretisieren, dann plane ich zum Beispiel ein Fenster für einen kleinen Urlaub in das „Leben davor“. Das kann einfach bedeuten, ohne Elternverantwortung zwei Stunden Kaffee trinken zu gehen. Das verschafft mir Perspektive und ermöglicht mir, nicht in Krisenstimmung zu verfallen.

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Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft