Blacky

Alter
37
Gender
Männlich
Kinderwunsch
ja

Tickt(e) Deine biologische Uhr nicht bzw. was löst diese Metapher bei dir aus?

Ich finde die Metapher furchtbar, habe jedoch in meinem Umfeld wahrgenommen, dass das Phänomen dahinter insbesondere für Personen, die schwanger werden können, durchaus eine Rolle spielt, wenn ein Kinderwunsch vorhanden ist. Bei spermienproduzierenden Menschen erlebe ich das weniger. Wahrscheinlich, weil theoretisch auch ein 80-Jähriger Kinder zeugen könnte, auch wenn mit steigendem Alter auch hier die Wahrscheinlichkeit (bzw. Spermienqualität) abnehmen soll, jedenfalls ist dies mein Wissensstand. Zu mir hat diese Metapher noch keine*r gesagt, da sind bei mir als männlich gelesene Person sicher die Erwartungen andere. Für mich hatte ich mir selbst die Grenze von 40 Jahren gesetzt, nach der ich kein Kind mehr zeugen (und mich deshalb auch vasektomieren lassen) möchte. Diese Entscheidung hat weniger biologische Gründe für mich. Aber gefühlt ist mir dann der Altersunterschied zum möglichen Kind zu groß.

Auf welchem Weg hast du versucht, Kinder zu bekommen?

Auf dem, wie es so heißt, natürlichen Weg. Wobei das nicht ganz stimmt, denn meine Partnerin hat eine Hormonstörung, die die Produktion von Eizellen verhindert, sodass eine Behandlung notwendig ist, um dieses Hormon ihrem Körper zuzuführen. Mein eigenes Spermiogramm war bei einem Test medizinisch im Normbereich.

Aufgrund der Hormonstörung meiner Partnerin haben wir auch über die Möglichkeit künstlicher Befruchtung gesprochen, welche mir persönlich nicht sehr behagt, oder andere Optionen wie eine Adoption. Wir haben uns jedenfalls gemeinsam dafür entschieden, zu versuchen, ein Kind zu bekommen und ohne diese Partner*innenschaft hätte ich es vermutlich nicht versucht.

Habt ihr Gespräche innerhalb der Partnerschaft geführt bevor Ihr Euch für ein Kind entschieden habt und wenn ja, welche?

Ja. Die Entscheidung dafür hat sich in einer langen und sehr vertrauensvollen Beziehung entwickelt und ich glaube ohne diese würde ich kinderlos bleiben. Für uns beide ist der Austausch in und auch über die Beziehung sehr wichtig, und dabei kam auch immer mal wieder das Thema Kinderkriegen auf. Während des Studiums wollten wir das beide auf keinen Fall.

Wir haben z.B. darüber gesprochen, wie wir zum Thema stehen, was uns dabei wichtig wäre, welche Sorgen oder Ängste wir haben, welche Erwartungen wir an die andere Person hätten, welche Einschränkungen es ggf. für uns mitbringt, welche Erfahrungen andere Menschen in unserem Umfeld haben, und sicher manches mehr. Wie umgehen mit gesellschaftlichen Erwartungen, wenn das Kind da ist? Wie unsere Abläufe organisiert werden können sowie die Elternzeit-Aufteilung war und ist gerade als Gesprächsthema präsent.

Mir ist es wichtig, nicht allein mit der Verantwortung für ein Kind zu sein, und ich hege die Hoffnung in unserer langen Partner*innenschaft auch im Falle z.B. einer Trennung, ein Fundament zu haben, das für alle Beteiligten tragfähig ist. Das ist selbstredend keine Sicherheit, aber eine für mich genügend stabile Basis. So fühlt sich die Entscheidung gut an und lässt Vorfreude entwickeln.

Warst Du dir schon immer sicher, dass Du selbst Kinder bzw. dass Du keine Kinder willst? Warum? Was lässt dich Zweifeln, was bestärkt dich?

Nein. Lange Zeit war ich sicher, in meiner momentanen Situation keine Kinder haben zu wollen und habe das auch kommuniziert, wenn es aufkam (sei es allgemein oder in sexuellen Beziehungen). Dies war für mich eine temporäre Feststellung und keine definitive Absage.

Generell habe ich eine ambivalente Haltung dazu, eigene Kinder zu zeugen. Vor allem ökologische Aspekte, zunehmende Abhängigkeiten von Behörden und Institutionen, wahrscheinlich größere finanzielle Belastungen, Angst mit einem Kind Autonomie zu verlieren sind für mich Gegenargumente.
Andererseits kann ich mich offenbar gut mit Kindern in meinem Umfeld beschäftigen (oder sie mit mir) und ich habe dabei viele positive Rückmeldungen erhalten und bin sehr neugierig wie es sich anfühlt Vater (auch bei werdenden Vätern sollen ja z.B. Bindungshormone ausgeschüttet werden) zu werden und Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Auch wie sich das auf meine Vorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit auswirkt und ob ich und wir die eigenen Ansprüche dann halten können, welche Veränderungen es mit sich bringt, wie damit umgehen.

Mit einigen Leuten im Freund*innenkreis konnte ich darüber gut reden und hatte weder dort noch in meiner Familie irgendwie Druck gespürt das eine oder das andere müsse sein. Es gibt dort auch alle möglichen Konstellationen, wie ein Sein mit Kindern oder bewusste oder ungewollte Kinderlosigkeit gelebt wird. In meiner jetzigen, bereits über 10 Jahre laufenden und verschiedene Wohnformen und Stadien der Exklusivität durchprobierten Beziehung haben wir auch immer wieder über das Thema gesprochen und uns schließlich gemeinsam entschieden, dass wir es versuchen.

Welche gesellschaftlichen Erwartungen werden an Dich bezüglich Kinder kriegen bzw. Kinder haben herangetragen? Mit welcher davon hast du am meisten zu kämpfen?

Tatsächlich kaum welche bis keine. Meines Wissens nach wurden weder meine Partnerin noch ich zum Kinderkriegen gedrängt, es wurden keine häufigen Nachfragen aus der Familie (wie ich es öfter erzählt bekomme) gestellt, und auch sonst scheinen wir uns überwiegend in einem Umfeld zu bewegen, in dem keine spezifische Norm zum Thema herrscht.

Dennoch nehme ich wahr, dass das Thema Kinderkriegen öfter aufkommt, einfach weil seit dem Ende des Studiums links und rechts im erweiterten Bekanntenkreis der Kinderoutput auch in unserem überwiegend akademisch geprägten Umfeld steigt. Diskussionen drehen sich dann z.B. darum, ob die Kita Bio-Lebensmittel anbietet oder ob eine fleischfreie oder vegane Ernährung möglich und sinnvoll sind.

Unbeeinflusst von gesellschaftlichen Diskursen oder Vorstellungen rund um Kinder bin ich natürlich nicht. Aber offensichtliche Erwartungen wollen mir keine einfallen.

Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft