Elisa

Alter
35
Gender
Weiblich
Kinder
1

Wie haben sich Freundschaften verändert, seit Du bzw. enge Freund*innen Kinder haben?

Ich wollte nie, dass ein Kind der zentrale Mittelpunkt eines Lebens, des Alltags, der Gespräche mit Freund*innen ist. Und doch fand ich mich plötzlich immer wieder in Situationen, in denen man mit Freund*innen zusammensitzt, plaudert, lacht und nur über das Kind spricht. Aber tatsächlich hatte ich sonst nichts zu erzählen, ich erlebte nichts außer Babykost kochen, Windelwechsel, erste Wörter, erste Schritte und letzteres war dann doch irgendwie auch ein Ereignis. Ich verstand völlig, dass das meine Studienfreundin ohne Kind bei der Planung ihrer weiteren Karriere ziemlich uninteressant fand. Ich legte den Fokus auf ihre Erzählungen, aber ich glaube, wir versuchten beide krampfhaft ein gemeinsames Level zu finden. Auch wenn es nach außen nicht so aussah, gelang es uns zwar schon, weder über Karriere noch über Kinder zu sprechen, aber wir bewegten uns wahrscheinlich in unterschiedlichen Blasen, die es uns nicht ermöglichten, weiterhin tieferen Zugang zueinander zu finden. Genau erklären kann ich es nicht. Wir trafen uns seltener, wir erkundigten uns nicht mehr nach unserem aktuellen Stand. Sie zog weg. Und heute weiß ich nicht, wo sie ist, was sie macht und auch nicht, wer sie inzwischen ist.

Warst Du dir schon immer sicher, dass Du selbst Kinder bzw. dass Du keine Kinder willst? Warum? Was lässt dich Zweifeln, was bestärkt dich?

Ich war mir immer sicher, dass ich Kinder wollte. Viele. Vielleicht weil ich selbst für mich keinen Platz in dieser Welt fand schien mir die Idee, den Fokus auf Kinder zu lenken, sinnvoll. Um sich hinter den eigenen Kindern verstecken zu können vielleicht… In der Theorie. Als ich schwanger wurde, musste ich mich der Realität stellen. Es gibt kein Versteck, schon gar nicht hinter einem Kind. Die Schwangerschaft empfand ich als gruselig. Fremdbestimmt und durch Hyperemisis (besonders starkes oder besonders langanhaltendes Erbrechen in der Schwangerschaft) beeinträchtigt. Die Zweifel kamen schleichend. Aber es gibt kein Zurück mehr, ich musste tatsächlich lernen, dass es Dinge gibt, die man nicht umkehren kann. Mit Kind war ich plötzlich oft überfordert und viel damit beschäftigt, gesellschaftlichen Normbildern zu entsprechen. Auch das alles hat sicher eine partnerschaftliche Krise befeuert. Heute kann ich sagen: Ich bereue nichts! Viele Kinder will ich nicht mehr. Dieses eine empfinde ich als große Bereicherung, an der ich wachsen kann. Ich muss mich mir selbst stellen und der Erkenntnis, dass es sich lohnt weiterzumachen und optimistisch zu bleiben.

Welche gesellschaftlichen Erwartungen werden an Dich bezüglich Kinder kriegen bzw. Kinder haben herangetragen? Mit welcher davon hast du am meisten zu kämpfen?

"Eine Mutter stellt das Kind/die Kinder an erste Stelle. Auf jeden Fall vor sich selbst." Als ich merkte, dass sich meine Partnerschaft änderte, weil ich mich verändert hatte und dies in eine Beziehungskrise führte, musste ich mich wieder mehr meinen eigenen Bedürfnissen zuwenden, um zu verstehen, wer ich nun bin, als Mutter, als Frau. Dafür zog ich aus. Nur wenige Monate und wählte einen Weg, bei dem ich das Gefühl hatte, dass unser Kind nicht Leidtragendes ist. Also nachmittags holte ich es dennoch vom Kindergarten ab und verbrachte Zeit mit ihm im gemeinsamen Haus. Die erste Frage, die mir in dieser Situation von sehr vielen Menschen gestellt wurde, war die nach dem Kind. Was für eine Zerrissenheit es für mich bedeutete, war völlig uninteressant.

Habt/ Hattet ihr Absprachen für den Fall einer Trennung bzw. eines Zerwürfnisses der Eltern getroffen?

Wir hatten keine Absprachen getroffen. Die Option Trennung wurde völlig naiv ausgeblendet. Erst innerhalb unserer Krise ist diese Option präsent geworden. Wir führten daraufhin ein sachliches Gespräch um diese Option zu durchdenken. Finanzielle Sorgen zu besprechen, reelle Möglichkeit für Wohnsituationen usw. Allerdings lediglich mündlich. Schriftlich wurde nichts festgehalten.

Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft