- Alter
- 31
- Gender
- Männlich
- Kinder
- 1
Habt/ Hattet ihr Absprachen für den Fall einer Trennung bzw. eines Zerwürfnisses der Eltern getroffen?
Als das Thema Kind konkret wurde, haben wir uns mit der Anwältin unseres Vertrauens zusammengesetzt und uns zu verschiedensten rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit Elternschaft und möglicher Trennung beraten lassen.
Wir haben uns dann, weil es einige rechtliche Dinge im Zusammenhang mit Elternschaft vereinfacht, vor allem aber eine klare Nachlassregelung bietet, und im Falle einer (U-)Haft den Zugang erleichtern würde, für eine Eheschließung entschieden.
Für den Fall einer Trennung haben wir folgendes vereinbart:
- geteiltes Sorgerecht, Wechselmodell
- bei schwerwiegenden Entscheidungen oder dauernder Uneinigkeit: Mediation, professionell oder privat durch Vertrauenspersonen (mit guter Beziehung zum Kind); bis zum dritten Lebensjahr zwingend professionell
- bei Trennung bleibt eines von beiden Elternteilen so lange wie möglich (bezahl-/aushaltbar) mit dem Kind in der vormals gemeinsamen Wohnung
- für die Finanzierung einer Übergangsphase in der Trennungszeit (Anschaffung Möbel für zweites Kinderzimmer, Miete alte Wohnung) haben wir ein finanzielles Backup angelegt
- Unterhalt wird nach Trennung an Person mit Hauptverantwortung für Kind (Wohnsitz etc.) nach der Düsseldorfer Tabelle gezahlt
- wir haben eine „Scheidungskasse“ angelegt/vereinbart, in die wir monatlich an unseren Einkommen orientierte Beträge einzahlen, um ggf. anfallende Scheidungskosten zu finanzieren
Das Ganze funktioniert natürlich nur so, weil es unsere finanzielle Situation erlaubt. Bei weitem nicht alle Menschen haben die Möglichkeit einfach mal einen Beratungstermin bei einer Anwältin zu bekommen, mit der sie zudem privat auch gut befreundet sind. Darüberhinaus teilen wir mit der Anwältin einen politischen/emanzipatorischen Anspruch.
Wie war(en) die Geburt(en)?
Nicht so wie wir uns das vorgestellt hatten.
Unser Kind ist während der ersten „Welle“ der Corona-Pandemie zur Welt gekommen. Durch die Einschränkungen, die die Pandemie mit sich brachte, war es nicht möglich, sich im Vorfeld die Kreißsäle der verschiedenen Kliniken anzuschauen. Die am nächsten gelegene haben wir aufgrund sehr negativer Berichte aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis ausgeschlossen. Eine Entscheidung, die wir ohne sicheren Zugriff auf ein Auto nicht so einfach hätten treffen können. Zudem wären dort coronabedingt für mich als Partner die Möglichkeiten dabei zu sein, noch stärker eingeschränkt gewesen als anderswo. Schlussendlich wurde uns die Entscheidung, wohin, mehr oder weniger abgenommen, da die Frauenärztin eine notwendig gewordene Maßnahme nur in einer der zwei noch zur Auswahl stehenden Kliniken vereinbaren konnte. Weil das Kind schon im Bauch seinen ersten Sitzstreik konsequent durchgezogen hat, wäre eine sogenannte natürliche Geburt den Ärzt:innen zufolge sehr risikoreich gewesen, und es wurde ein Kaiserschnitt geplant.
Der Tag der Geburt begann für mich damit, dass meine Partnerin mich weckte und sagte, dass sie Wehen hätte und wir nach Ablauf einer Frist in der Klinik anrufen würden. Dass ich dann nicht nur die notwendigste Morgenhygiene gemacht habe, sondern einen Teil der verbleibenden Zeit nutzte, um noch meinen Bart zu stutzen, kriege ich immer mal wieder kritisch zu hören. Zurecht! Nach dem Anruf fuhren wir in die Klinik. Der Arzt entschied dann, dass es noch zu schwache Wehen wären, um schon mit einem Kaiserschnitt loszulegen, aber zu viel, um meine Partnerin wieder nach Hause zu schicken. Corona-bedingt durfte ich nicht mit in der Klinik bleiben. Das hieß für mich, unverrichteter Dinge nach Hause zu fahren. Am Nachmittag bin ich noch einmal für einen gemeinsamen Spaziergang übers Klinikgelände hingefahren. Es hieß, es wäre alles entspannt, und sähe nicht so aus, als ob da heute noch was passiert. Sogar eine Entlassung am nächsten Tag war im Gespräch.
Am Abend, ich bin gerade auf dem Sofa sitzend weggepennt, kam dann der Anruf aus der Klinik. Meine Partnerin sei auf dem Weg in den OP, ich solle schnellstmöglich kommen. Richtig wach war ich nach dem Lauf zum Auto. Ich wusste nicht, dass unser Auto so schnell fahren kann. Der Weg durch die Klinik zog sich, und es war noch OP-Kleidung anzulegen. Endlich am OP-Saal angekommen, musste ich noch im Vorraum warten bis die Vorbereitungen (Narkose setzen) abgeschlossen waren. Ich konnte nur teilweise hören, was hinter dem Vorhang gesprochen wird, und als ich mehrfach deutliche Schmerzbekundungen meiner Partnerin hörte, wurde mir ziemlich mulmig. Nicht zu wissen, was genau passiert und nicht an ihrer Seite sein zu können, hat eine enorme Anspannung in mir erzeugt. Mir schossen viele Gedanken durch den Kopf und die Zeit verging quälend langsam. Als ich zu ihr konnte und hörte, dass alles in Ordnung sei, wich die Anspannung, nur um dann stärker zurückzukommen. Sie lag auf dem OP-Tisch, ein Sichtschutz so positioniert, dass man das an ihr arbeitende OP-Team nicht sehen konnte. Wir konnten ein paar Worte wechseln und ich konnte ihre Hand halten. Sie wirkte erschöpft und als sei sie auch voller Anspannung. Die Geräusche im OP-Saal, die Geräte und Wärme kamen als starke Eindrücke noch oben drauf. Die Betriebsamkeit nahm noch einmal zu, ihr Körper ruckelte als würde mit voller Kraft an ihr gerüttelt und dann war es still. Das Herz sackte mir in die Hose bis der kurze Moment vorbei war und ein kräftiges Schreien ertönte. Wenige Augenblicke später sahen wir unser Kind das erste Mal. Die Anspannung war weg und Erleichterung und Freude konnten kaum größer sein. Meiner Partnerin wurde das Kind kurz ans Gesicht gedrückt, das wirkte ein bisschen komisch. Hinter dem Sichtschutz lief weiter die OP-Routine. Nach nur wenigen gemeinsamen Augenblicken wurden wir getrennt. Das Kind kam in den Vorraum, wo ich ein verbleibendes Stück der schon gekappten Nabelschnur abschneiden sollte. Meine Partnerin verblieb im OP. Es wurden fix ein paar Worte mit den Schwestern/Hebammen gewechselt und dann hieß es für mich umziehen gehen. Das Kind wurde schon zur Station gebracht. Dort konnte ich dann wieder zu ihm, es war schon ordentlich eingepackt, das vorher abgesprochene Bonding wurde vergessen, weil auf der Station viel los war. Im Nachgang war das ziemlich enttäuschend für mich, und ich habe mich darüber geärgert, nicht nochmal gefragt zu haben, wann wir das machen. Dem Kind nah zu sein, wäre mir wichtiger gewesen als 10cm Nabelschnur abzuschneiden. Schließlich wurde auch meine Partnerin im Bett auf Station geschoben. Jetzt hatten wir endlich einige Momente für uns. Dann ging es aufs Zimmer, ich musste noch ein paar Unterschriften setzen, und danach musste ich nach Hause gehen.
Überglücklich und ein wenig wehmütig zugleich trat ich den Heimweg an. Es war nicht ganz klar, wie viel ich die beiden in den nächsten Tagen sehen können würde. Aufgrund des Kaiserschnittes war ein Klinikaufenthalt erforderlich, im Falle einer vaginalen Geburt hätten wir uns unter Umständen für eine ambulante Geburt entscheiden, um die ersten Tage gemeinsam verbringen zu können. Glücklicherweise ergab sich am nächsten Tag, dass auf der Station ein Zimmer, das coronabedingt nur mit einer statt zwei Müttern belegt werden konnte (der Abstand zwischen den Betten war zu klein). Eines dieser kleinen Zimmer war frei und konnte kurzerhand zum Familienzimmer umfunktioniert werden. So konnte ich nachmittags in die Klinik und bis zur Entlassung von Kind und Partnerin dort bleiben, was den Start in ein gemeinsames Leben zu dritt für uns alle sehr erleichtert und angenehmer gemacht hat. Damit hatten wir ein großes Privileg, denn zum einen sind die Möglichkeiten dazu in den Kliniken begrenzt und womöglich konnte jemand anderes nicht so bei seiner Familie sein wie gewollt, zum anderen dürften die dafür anfallenden Kosten für viele zu hoch sein. Es sollte kein Privileg sein.
Das ausgefallene Bonding haben wir wenige Tage nach der Entlassung mit unserer Hebamme, der wir für ihre tolle Unterstützung sehr, sehr dankbar sind, nachgeholt.
Stillen und füttern: Wie lief das ab und wie geht’s/ging‘s dir damit?
Leider hat das Stillen von Beginn an nicht so geklappt wie erhofft bzw. wie es als normal suggeriert wird. Das Kind hat nicht ausreichend Milch bekommen. Ein Thema, das in der Geburtsvorbereitung keine Rolle gespielt hat. Verschiedenste, gemeinsam mit unserer Hebamme abgesprochene Maßnahmen haben nicht dazu geführt, dass sich das in ausreichendem Maß änderte. So war von Anfang an Zufüttern nötig. Meiner Partnerin setzte das ziemlich zu, suggerierte das doch, gemessen am viel beschworenen Ideal der stillenden Mutter, dass sie ihr Kind nur unzureichend versorgen könne. Die Unterstützung der Hebamme half hier sehr. Für mich als Vater ergab sich daraus aber auch die Möglichkeit eine viel größere Rolle in der Versorgung des Kindes zu spielen, als das wohl gewöhnlich der Fall sein dürfte. Immer während meine Partnerin stillte, habe ich die Flaschennahrung zubereitet und danach dem Kind gegeben. Anfangs ließ ich das Kind an meinem kleinen Finger saugen und tropfte ihm dabei Milch aus einer Spritze in den Mund. Es folgten Versuche mit einem Brusternährungsset (an der Partnerin und an meinem Finger) und später die Flasche.
Den Weg mit Stillen und Zufüttern haben wir circa fünf Monate durchgezogen, bevor abgestillt wurde. Ab dann gab es nur noch Flaschennahrung und später Beikost. Wir haben während der Stillzeit immer mal, wenn wir unterwegs waren, reine Flaschenmahlzeiten gegeben. Das hat mir ermöglicht auch mal eine längere Zeit alleine mit dem Kind zu sein. Wären wir in der Zeit mit Stillen und Zufüttern nicht beide zusammen in Elternzeit gewesen, wäre das deutlich schwieriger umsetzbar gewesen. Wir hätten es womöglich nicht so durchgezogen. Die Elternzeit hat also einerseits ein längeres Festhalten am Stillen ermöglicht und anderseits mir die Gelegenheit gegeben, die Aufgabe des Zufütterns zu übernehmen, und so auch schon in der Stillzeit eine wichtige Rolle für das Kind (hinsichtlich der Nahrungsversorgung) zu spielen. Das vergleichsweise frühe Abstillen hat natürlich den großen Vorteil mit sich gebracht, dass die Versorgung des Kindes schon früh unabhängig von seiner Mutter war. Das hat deutlich mehr Freiheiten, vor allem für sie, ermöglicht. Rückblickend lässt sich aber auch sagen, dass wir anfangs mit der Situation ganz schön zu kämpfen hatten. Auf die Möglichkeit, dass das Stillen nicht richtig klappt, waren wir nicht vorbereitet. Auf jeder Milchnahrungspackung steht, dass Stillen die beste Ernährung für das Kind sei, und jedes Mal erzeugt so etwas Druck auf Menschen, die nicht stillen können oder wollen.