Wanda

Alter
33
Gender
Weiblich
Kinder
1

Welche Rahmenbedingungen brauchst du zur Umsetzung deines Kinder­wunsches?

Seit Ende 20 hatte ich einen zunehmend starken Kinderwunsch. Doch keine passende Beziehung. Das hat mich extrem gestresst. Mir ist aufgefallen, dass das Thema Kinderkriegen noch immer vor allem in romantischen Zweierbeziehungen ausgehandelt wird. Das empfand ich als sehr hinderlich, weil es dadurch noch keine gewachsenen alternativen Strukturen gab, an die ich anknüpfen konnte. Und irgendwie ist das Thema dann doch auch etwas schambehaftet. Und klassischerweise so privat, dass ich nicht bei erster Gelegenheit mit Menschen über meinen unerfüllten Kinderwunsch plaudern würde. Und ehrlich gesagt, ist das Thema so stark privatisiert, dass ich sogar mit mir nahestehenden Menschen oft nur sehr oberflächlich darüber rede. Alles in allem hatte ich kaum Austausch und habe vieles mit mir selbst ausgemacht.

Wie verlief(en) die Schwanger­schaft(en)?

Die vorangegangene Fehlgeburt überschattete die komplette folgende Schwangerschaft. Ich rechnete fast jederzeit damit, dass das Herz einfach aufhören würde zu schlagen.

Körperlich fühlte ich mich nach drei Monate Kotze eine Zeitlang ganz wohl in meinem Körper. Mit fortschreitender Schwangerschaft fühlte ich mich zunehmend unwohl. Einmal wegen der ganzen körperlichen Begleiterscheinungen. Zum anderen wegen der Blicke, die unfreiwillig geerntet werden. Diese unangenehmen, so sehr auf das körperliche fokussierten Blicke, die meinen, lesen zu können, was in meinem Privatleben vor sich geht, in welcher Lebensphase ich mich befinde, was das mit meinem Aktivismus machen wird, oder einfach nur, dass ich brav in die mir zugeteilte Rolle als Mutter schlüpfe.

Wie war(en) die Geburt(en)?

Die Geburt war schrecklich. Rückblickend fühle ich mich sowohl schlecht informiert, als auch verblendet von romantisierten Geburtserzählungen.

Zehn Tage nach dem Geburtstermin wurde die Geburt eingeleitet. Der Kopf vom Baby lag zu dem Zeitpunkt noch nicht im Becken. Mir wurde gesagt, dass der sich sicher unter den Wehen hineindrehen würde. Hat er aber nicht. Ich weiß bis heute nicht, wie oft das statistisch gesehen der Fall ist. Das hätte ich allerdings gern gewusst, um abwägen zu können, ob nicht vielleicht direkt ein Kaiserschnitt hätte gemacht werden können. Von einem Kaiserschnitt war aber nie die Rede. Ich habe das Thema auch nie eingebracht. Denn in meinem Kopf war die Option einer Kaiserschnittgeburt immer nur die Notlösung. Aber warum eigentlich? Wegen der esoterischen Erzählungen von Geburtstraumata durch das „Herausgerissen“ werden? Geburten sind (aus meiner Sicht) nicht romantisch, sondern martialisch. Die Schmerzen unter den Wehen waren schlimmer, als ich sie mir je hätte vorstellen können. Der Kaiserschnitt war die Rettung in einer echt beschissenen Situation. Ich habe lange gebraucht, um mich psychisch von der Geburt zu erholen.

In welcher Konstel­lation hast Du ein Kind/ Kinder bekommen?

Ich habe mit meiner relativ frischen Liebesbeziehung ein Kind bekommen und improvisiere seitdem. Irgendwo zwischen WG-Patchwork, Kleinfamilie und alleinerziehend.

Welche emanzi­pa­torischen An­sprüche an die Erziehung des Kindes hast du und inwiefern gelingt die Umsetzung?

Ich finde es wichtig, mein Kind nicht als mein Eigentum zu betrachtet, das ich nach meinen Vorstellungen formen kann – sondern als eigenständigen Menschen. Und zwar ein eigenständiger Mensch, der zwar vielleicht in einer kleinen Blase zu Hause ist, aber auch in dieser Gesellschaft den eigenen Platz finden soll.

Ich gebe mir Mühe, meinem Kind empathisch zu begegnen und es ernst zu nehmen, mich nicht über mein Kind zu stellen. Ich versuche auch Kinder im Allgemeinen nicht von oben herab zu betrachten, sondern als eigene denkende, fühlende Menschen. Die zwar in unseren Augen oft sehr lustig und niedlich sind, aber deshalb nicht weniger wichtige Anliegen haben als wir Großen.

Zeichnungen mit verschiedenen Darstellungen von Elternschaft